In den 1950er Jahren drohte die kommunistische Deutsche Demokratische Republik (DDR) – jener Teil Deutschlands, der nach dem Zweiten Weltkrieg die sowjetische Besatzungszone gewesen war – auszubluten. Jeder Sechste floh, meist auf der Suche nach Arbeit im Zuge des westdeutschen Wirtschaftswunders (in einigen Fällen aber auch vor politischer oder religiöser Verfolgung).
Die DDR wollte diesen sogenannten „Brain Drain“ unbedingt stoppen und so erhielten die ostdeutschen Kommunisten im August 1961 aus Moskau grünes Licht für die Schließung der Grenze und den Bau einer physischen Barriere.
Die Berliner Mauer stellte die übliche Funktion von Mauern – Menschen fernzuhalten – auf den Kopf: Die Mauer diente ausschließlich dazu, ihre Bürger im Inneren zu halten.
Die Berliner Mauer bestand nicht aus einer Mauer, sondern aus zwei. Sie waren 155 Kilometer lang und vier Meter hoch und durch einen schwer bewachten, verminten Korridor, den sogenannten Todesstreifen, voneinander getrennt.
Sie stand unter ständiger Überwachung durch bewaffnete ostdeutsche Grenzsoldaten, die befugt waren, jeden zu erschießen, der versuchte, nach Westberlin zu fliehen. Bis 1989 gab es entlang der Mauer 302 Wachtürme. Im Laufe ihrer 28-jährigen Geschichte starben mehr als 100 Menschen beim Versuch, die Berliner Mauer zu überqueren.
Die glatte Oberfläche der Berliner Mauer erfreute sich bei westlichen Graffiti-Künstlern großer Beliebtheit und lieferte sich mit den Weißmalereien der Grenzsoldaten einen regelrechten Machtkampf.
Anfang 1989 hatte die antikommunistische Stimmung in ganz Europa auch Ostdeutschland erreicht. Die Ergebnisse der Kommunalwahlen im Mai 1989 lösten erhebliche Unruhen in der Bevölkerung aus: Die Regierungskoalition aus kommunistischen und sozialistischen Parteien gewann 98,5 Prozent der Stimmen und fast alle Sitze, ein klares Zeichen dafür, dass die Wahl manipuliert worden war.
Diese politische Korruption sowie die desolate wirtschaftliche Lage und die bedrückenden sozialen Bedingungen des Landes lösten einen weiteren Exodus aus der DDR aus. Einige Ostdeutsche beantragten legale Ausreisevisa, während andere ihre illegale Flucht aus dem Land planten.
Im Laufe der Wochen nahmen diese Proteste an Größe und Intensität zu. Am 4. November 1989 versammelten sich etwa 500.000 Menschen in Ostberlin, wo sie von lokalen Prominenten, Schauspielern und Intellektuellen angesprochen wurden.
Zu den von der Menge skandierten Slogans gehörte „Wir vollen raus!“ („Wir wollen raus“), „Wir sind ein Volk!“ („Wir sind ein Volk“) und „Vierzig Jahre sind genug!“ („40 Jahre sind genug“).
Das bedeutende Datum für den Fall der Mauer war der 9. November 1989, als die kommunistischen Machthaber Ostdeutschlands um Mitternacht ihr Okay gaben, die Tore und Kontrollpunkte entlang der Mauer für den freien Durchgang zu öffnen.
Die Mauer wurde schließlich von Ost- und West-Berlinern niedergerissen, um die beiden Hälften der Stadt physisch zu vereinen. Zivilisten schlugen mit Hämmern auf die Mauer ein und kletterten symbolisch über die Mauer, um die Menschen auf der anderen Seite zu umarmen.